Liebe Frau Merkel, liebe CDU, liebe SPD, liebe gehackten deutschen Politiker
Wie konnte das nur passieren mit diesem Datenklau im Dezember? Da hatten Sie doch die besten Services und die teuerste Software – und nun das! Das ist ärgerlich, in der Tat. Dabei müssen wir uns zwei Dinge bewusst sein:
- Erstens: Weil eine Mehrheit der Wähler Ihnen das Vertrauen geschenkt hat, heißt das nicht zwingend, dass Sie in IT-Fragen den besseren Durchblick haben, als die Mehrheit der Wähler. Nur, wenn Herr Kreti oder Frau Pleti gehackt werden, interessiert das niemanden einen alten Hut, bei Ihnen kommt es groß in den Nachrichten und ist womöglich von strategischer Bedeutung.
- Zweitens: Die großen Anbieter sind amerikanische Großfirmen, wie Microsoft, welche von ihrer Regierung verpflichtet sind, denen eine Hintertür offen zu lassen. Hintertüren sind jedoch immer Schwachstellen.
Die Alternative ist quelloffene Software. Fairerweise nicht einfach irgendwo heruntergeladen und gratis genutzt, sondern sowohl finanziell, als auch in der Weiterentwicklung unterstützt. Spielen wir einmal mit den Gedanken und stellen alle IT-Spezialisten des Bundes und der Länder einen haben Tag pro Woche frei, um an einem spezifischen Projekt mitzuentwickeln. Das können Standardanwendungen sein wie LibreOffice (statt Microsoft Office) oder dienstspezifische Spezialsoftware. Wer der Einfachheit halber – wie Ihre Kollegen in Bern – seine Verwaltung mit Skype telefonieren lässt, kann gerade so gut jedes e-Mail per CC an Donald Trump senden lassen.
Sie haben Recht, wenn Sie einwenden, dass quelloffene Software nicht per se sicherer ist, als kommerzielle Angebote; aber da die Quellen offen liegen, ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass Mängel entdeckt werden – vor allem auch, wenn Ihre besten Spezialisten regelmäßig danach suchen und wie oben skizziert Zeit haben, mit anderen Spezialisten sie dann umgehend zu beheben. Da sparen Sie nicht viel Geld, bekommen jedoch einen wesentlich höheren Mehrwert für die eingesetzten Steuergelder.
In einigen Schweizer Kantonen sind Clouddienste für Schulen aus Sicherheitsgründen verboten. Auch wenn wir keine Freund von Verboten sind, ist der Ansatz insofern bedenkenswert, den Mehrwert der ständigen Erreichbarkeit gegen die Sicherheit aufzuwiegen. Die Antwort wird ebenso unbequem sein, wie bei den Passwörtern: je einfacher, desto unsicherer (oder umgekehrt: Sicherheit kann man nicht aus dem Ärmel schütteln).
Freundliche Grüße vom anderen Ende des Erdballs
PS. Wenn Sie uns im Rahmen Ihrer Opensourcestrategie für eine gewisse Zeit einen Auditor und einen Programmierer abdetachieren, wird Ihre Regierung schon bald über die sichersten Zertifikate verfügen.
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